Fotos: Universität Konstanz
Prof. em. Dr. Dres. h.c. Bernd Rüthers
* 12.07.1930 in Dortmund
+ 22. Juni 2023 in Berg TG
Ein großer Verfechter der Autonomie von Forschung und Lehre
Bernd Rüthers studierte an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Volkswirtschaft und Jura. 1958 wurde er dort promoviert. Von 1961-1963 arbeitete er als Direktionsassistent bei der Daimler-Benz AG in Stuttgart. In dieser Zeit lernte er seine Frau Tresa Rüthers-Seeli kennen, eine Lyrikerin aus der Schweiz, die in Räteromanisch zahlreiche Gedichte veröffentlichte und Lyrik lehrte. Ein Jahr später kam die Tochter Monica zur Welt, die inzwischen erfolgreich in die professoralen Fußstapfen des Vaters trat.
1967 habilitierte Dr. Bernd Rüthers bei Prof. Dr. Hans Brox (Bundesverfassungsgericht) über das Thema der „unbegrenzten Auslegung“ des Privatrechts in der NS-Zeit. Der Kommentar des Verfassungsrichters ist überliefert: „Herr Rüthers, Sie spinnen wohl! Die leben doch alle noch.“, doch unser Cartellbruder war sehr mutig und wagte das Projekt. Sein Ergebnis: dieses Buch erschien 2022 in der 9. Auflage und gilt mittlerweile als Klassiker bei Juristen.
Nach der Habilitation führte ihn der Weg an die Freie Universität Berlin, an der er vier Jahre (1967-1971) Direktor des Instituts für Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung war.
Im Anschluss wurde er an die Universität Konstanz berufen und übernahm eine Professur für Zivilrecht und Rechtstheorie. Er blieb der Universität am Bodensee treu, denn Rufe an die Universitäten Darmstadt, Bielefeld, Augsburg, Trier und zwei Mal nach Münster wurden nicht angenommen. Nach 54 Semestern emeritierte Cartellbruder Prof. Rüthers und hielt weitere 24 Semester interdisziplinäre Seminare sowie Vorlesungen zur Rechtsphilosophie an der Universität.
Von 1991 bis 1996 war Cartellbruder Prof. Rüthers Rektor der Universität Konstanz. Es waren schwierigen Zeiten nach der Wiedervereinigung, in denen das Geld an wissenschaftlichen Bildungseinrichtungen knapp war. Trotzdem trieb er die Entwicklung der Universität voran. In den fünf Jahres seines Rektorats gab es fünf Sonderforschungsbereiche. Die Laborgebäude am Sonnenbühl wurden zu Pflanzenversuchsanlagen umgebaut. Ein Verfügungsgebäude wurde kurz vor Ende seiner Amtsperiode freigegeben. Auch die digitale Entwicklung, die damals noch in den Kinderschuhen steckte, wurde von ihm gefördert, indem ein Datennetz an der Universität eingerichtet worden ist.
Bei allen Aktivitäten war ihm die Lehre immer sehr wichtig. Ständig ermahnte er die Politiker, genügend Mittel für die Lehre zur Verfügung zu stellen und mehr Reform zu wagen, damit die Qualität der Bildung gewahrt bleibt.
Von 1976 an war Cartellbruder Prof. Bernd Rüthers als Richter am Oberlandesgericht Stuttgart tätig und versah dieses Amt über 23 Semester.
Politik war für ihn nicht nur zur Kritik da, sondern er gestaltete sie selbst aktiv mit. So war es seiner Schlichtung zu verdanken, dass im Tarifkonflikt 1984, als es um die 35-Stunden-Woche in der Metallindustrie ging, erfolgreich ein Abschluss herbeigeführt wurde.
Es ist erstaunlich, dass er bei allen Aktivitäten noch die Zeit für zahlreiche Veröffentlichungen fand: 54 Monographien, über 400 wissenschaftliche Aufsätze, 55 Urteilsanmerkungen und 110 Buchrezensionen stehen am Ende seiner Laufbahn.
Die Zahl seiner Ehrungen ist lang und kann auf der Seite der Universität Konstanz eingesehen werden (s.u.).
Während dieser beeindruckenden Zeit seiner beruflichen Laufbahn war ihm die christliche Haltung sehr wichtig. Er kam in Kontakt mit der K.D.St.V. Bodensee und wurde im Sommersemester 2003 Ehrenmitglied dieser CV-Verbindung. Wann immer es ihm möglich war, besuchte er die Veranstaltungen der Verbindung und des CV-Zirkels in Konstanz. Seine feine, freundliche und offene Art machten ihn bei seinen Cartellbrüdern sehr beliebt. Empathie für die Mitmenschen war für ihn selbstverständlich.
Im Alter von 92 Jahren verstarb Cartellbruder Prof. Bernd Rüthers. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Tresa Rüthers-Seeli und seiner Tochter Monica Rüthers. Wir behalten unseren Cartellbruder in angenehmer, bester Erinnerung und gedenken seiner im Gebet. Wir sind überzeugt, dass er seinen Frieden bei Gott, unserem Herrn, gefunden hat und die von Gott zugesagte Wohnung in der himmlischen Heimat nun sein zu Hause ist.
Universität Konstanz:
https://www.uni-konstanz.de/universitaet/aktuelles-und-medien/aktuelle-meldungen/aktuelles/bernd-ruethers/
Wer unseren Bundes- und Cartellbruder nochmals hören möchte: Reflexion zur Kantate BWV 111 (J.S. Bach-Stiftung)
https://www.youtube.com/watch?v=uGciwFE3L5I
"In necessariis unitas,
in dubiis libertas,
in omnibus caritas."
(Im Notwendigen herrsche Einmütigkeit, im Zweifelhaften Freiheit,
in allem Nächstenliebe.)
[Wahlspruch des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen]